Auf der anderen Seite

von: Fatih Akin

Ein türkischer Germanistikprofessor aus Bremen zieht auf der Suche nach sich selbst nach Istanbul, eine türkische Widerstandskämpferin reist auf der Suche nach ihrer Mutter nach Bremen: über Eltern und Kinder, den Tod, das Suchen im Leben.

R: Fatih Akin
Deutschland/Türkei 2007, 122 Minuten

In Fatih Akins neuem Film (nach "Gegen die Wand") geht es um zwei mehr oder weniger verknüpfte Familienschicksale: Ein verwitweter türkischer Rentner lebt allein in Bremen, mäßig integriert. Sein Sohn, der Professor ist, tut sich schwer mit ihm; aus Einsamkeit lässt der Vater also eine türkische Prostituierte bei sich einziehen. Deren Tochter wiederum lebt in der Türkei und ist dort im Untergrund politisch aktiv, beschließt aber eines Tages nach Bremen zu reisen, um nach vielen Jahren in der Ferne ihre Mutter zu suchen; dabei lernt sie die Studentin Lotte kennen, die ihr in ihrem (von ihrer Mutter freilich wenig ernst genommenen) Idealismus hilft, wo sie kann.
Als sich dann zwei Todesfälle ereignen, sind die Protagonisten gezwungen, sich ehrlich mit ihren Angehörigen auseinanderzusetzen. "Auf der anderen Seite" (in Cannes prämiert für das beste Drehbuch und mit dem Preis der ökumenischen Jury ausgezeichnet) ist also voll von großen Themenfeldern: Eltern und Kinder, Fremdheit und Integration, illustriert mit beinahe folkloristisch bunten Bildern der Türkei. Zentral aber geht es um den Tod und dessen Verarbeitung (und, im Zuge derer, die Selbstfindung der Hinterbliebenen); vielleicht könnte man sich besser hierauf konzentrieren, wenn Fatih Akin auf den türkisch-deutschen Hintergrund verzichtet hätte, den er ohnehin kaum inhaltlich nutzt.
Nichtsdestoweniger ist "Auf der anderen Seite" ein bewegender und sehenswertes Drama, in dem sich Menschen kurzerhand ein halbes Jahr Zeit nehmen, um mit etwas ins Reine zu kommen.

Verfasser: Jakob Milla