Den Himmel gibt´s echt

von: Randall Wallace

Nach einer wahren Begebenheit: Im März 2003 wurde ein knapp vierjähriger Junge im US-Staat Nebraska notoperiert. Wie es sich später herausstellen sollte, hing sein Leben am sprichwörtlichen seidenen Faden. Nachdem Colton Burpo ein zweites Mal operiert werden musste, besserte sich sein Zustand über Nacht überraschend schnell. Bei einem Familienausflug Anfang Juli erzählt Colton unvermittelt von seinem Aufenthalt im Himmel während der Operation. Obwohl die Ärzte versichern, dass der Junge in keinem Augenblick klinisch tot gewesen sei, können seine Erlebnisse als Nahtoderfahrung angesehen werden.

Den Himmel gibt´s echt

Coltons Vater Todd Burpo ist seit 1994 Pastor der evangelikalen „Crossroads Wesleyan Church“ in der Kleinstadt Imperial, Nebraska. Erst sieben Jahre später schrieb er das, was sein Sohn ihm und seiner Frau Sonja nach und nach erzählt hatte, mit Hilfe der Autorin und Dozentin Lynn Vincent nieder. Das Buch „Heaven Is For Real“ (Deutsch: „Den Himmel gibt’s echt. Die erstaunlichen Erlebnisse eines Jungen zwischen Leben und Tod“, 2011) hielt sich bis Ende Oktober 2014 mehr als 200 Wochen auf der Beststeller-Liste der „New York Times“, davon ein Jahr lang auf Platz eins. Das Buch wurde in 35 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als 100 Millionen Mal verkauft. Nun hat Randall Wallace das Buch unter demselben Titel „Den Himmel gibt’s echt“ für die große Leinwand adaptiert.

Nach einem Prolog mit einem litauischen Mädchen, das ein Jesus-Bild malt, dessen Bedeutung sich erst am Ende des Filmes erschließt, führt der Film die Familie Burpo ein. Der zweifache Familienvater Todd Burpo (Greg Kinnear) predigt nicht nur in der kleinen Kirche des knapp 2 000 Seelen zählenden Orts Imperial. Die Kamera von Dean Semler würdigt die Weite des Mittleren Westens samt seinen schier unendlichen Feldern. Todd Burpo bezieht sein Haupteinkommen allerdings als Händler für Garagentore. Darüber hinaus ist er Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und Trainer einer Jugend-Ringermannschaft. Der sportliche Pastor spielt auch die Baseball-Variante Softball in einer gemischten „Senioren“-Mannschaft. Mit dabei: seine Frau Sonja (Kelly Reilly), die entsetzt zu ihrem Mann eilt, als sich dieser beim Spiel einen Beinbruch zuzieht. Dies ist allerdings erst der Beginn einer schwierigen Zeit für die Familie. Nach einem Familienausflug fühlt sich Colton (Connor Corum) schlecht. Der erste Arzt schließt eine Blinddarmentzündung aus. Als die Eltern den Jungen ins Krankenhaus bringen, muss er an einem Blinddarmdurchbruch notoperiert werden. Damit sind die Qualen nicht vorbei. Denn Colton wird noch ein zweites Mal operiert. Ein paar Tage später schwebt er zwischen Leben und Tod, bis sich sein Zustand schnell bessert. Bald darauf wird er als gesund entlassen.

Einige Zeit nach dem Eingriff berichtet der Junge: „Ich war im Himmel“. Die Eltern halten dies zunächst für die Fantasie eines Vierjährigen. Erst als er davon berichtet, was Todd und Sonja während der Operation getan haben – der Zuschauer sieht Todd in einer Kapelle mit Gott hadern, Sonja mit Angehörigen telefonieren, damit sie für Colton beten –, werden sie hellhörig. Erst recht, als der Junge von verstorbenen Angehörigen erzählt, die er eigentlich nicht kennen könnte, so etwa von seiner zweiten Schwester, die vor seiner Geburt im Mutterleib starb und deren Existenz er nicht kannte.

Trotz der guten und bekannten Schauspieler – neben Greg Kinnear und Kelly Reilly etwa auch Margo Martindale und Thomas Haden Church – überzeugt der Film nicht, weil Mit-Drehbuchautor Chris Parker und Regisseur Randall Wallace kaum auf die berechtigten Zweifel von Coltons Eltern eingehen. „Den Himmel gibt’s echt“ verlegt sich vielmehr darauf, Coltons Erlebnisse im Himmel zu visualisieren. Diese geraten freilich überaus süßlich-kitschig. Dies erstaunt umso mehr, als der Ton im Buch eher sachlich ausfällt. Darüber hinaus befinden sich im Buch neben den „spektakulären“ Beschreibungen des Himmels, die von den Filmemachern in Szene gesetzt wurden, und durchaus befremdlichen Elemente (etwa Flügel in unterschiedlichen Größen) auch interessante Aussagen und Schilderungen, die das Buch lesenswert machen. Als etwa Todd seinen Sohn fragt: „Wie sah Jesus aus?“, antwortet der Junge: „Jesus hat Marker“. Eine Aussage, die Todd und den Leser zunächst einmal verblüfft – wie es sich herausstellt, dass damit die Wundmale Jesu gemeint sind. Regisseur Wallace verzichtet jedoch darauf, sie zu visualisieren. Verständlicher nimmt es sich freilich aus, dass eine Verfilmung weiterer Aussagen Coltons auf kaum zu überwindende Schwierigkeiten gestoßen wäre, so etwa: „Ich habe bei Gott dem Heiligen Geist gesessen. Wusstest du, dass Gott drei Personen ist, Papa?“ Dabei verblüfft manchmal die Einfachheit, mit der Colton tiefgründige Aussagen des christlichen Glaubens ausdrückt, etwa auf die Frage, warum Jesus am Kreuz gestorben ist: „Jesus hat mir gesagt, dass er am Kreuz gestorben ist, damit wir zu seinem Vater kommen können.“ Trotz aller Schwierigkeit, solche theologische Aussagen in einem Spielfilm bildlich darzustellen, hätten die Filmemacher einen Mittelweg finden können. Stattdessen trägt der Film dermaßen dick auf, dass „Den Himmel gibt’s echt“ für gläubige Christen eher kontraproduktiv wirkt.

Regie: Randall Wallace
USA 2014
Laufzeit 95 Min.
FSK: 6 Jahre

leicht gekürzte Fassung mit freundlicher Genehmigung des Verfassers José García www.textezumfilm.de